Eine Leistungsstarke Amateursternwarte in Namibia

Von Karl-Ludwig Bath, Reinhart Claus, Jens Lüdemann,
Andreas Masche und Thorsten Neckel

Alljährlich reisen Liebhaberastronomen zur Beobachtung des südlichen Sternhimmels nach Namibia. Doch der Transport von Teleskopen und Zubehör ist teuer und beschwerlich. Deshalb möchte der Verein "Internationale Amateursternwarte" in Namibia eine Sternwarte mit leistungsstarken Teleskopen errichten.

Meistens sind die Nächte in Namibia wolkenlos. Fast nirgends im Land gibt es Anzeichen von Lichtverschmutzung. Zu nächtlicher Stunde aufgenommene Satellitenbilder der Erde zeigen keine Anzeichen künstlicher Lichtquellen. Derart optimale Bedingungen für astronomische Beobachtungen sind nur noch an wenigen Stellen auf der Erde zu finden.

Astronomen können in Namibia die Pracht des südlichen Sternhimmels in vollen Zügen erleben: Die hellsten Sternwolken der Milchstraße wandern über den Zenit und allnächtlich sind die Magellanschen Wolken mit bloßem Auge zu sehen. Mit einem Fernrohr sind zahllose Juwelen des südlichen Sternhimmels zu entdecken: Omega Centauri, der großartigste aller Kugelsternhaufen, der Eta-Carinae-Nebel, der Tarantelnebel und vieles mehr.

So ist es nicht verwunderlich, dass Namibia seit Jahrzehnten das Ziel der Astronomen ist. Cuno Hoffmeister, Gründer der Sternwarte Sonneberg, war der erste Astronom, der in Namibia, der damaligen deutschen Kolonie Südwestafrika, die Wunder des südlichen Sternhimmels erforschte.

Im April 1999 gründeten Amateurastronomen den Verein „Internationale Amateursternwarte“ (IAS). Sie haben sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Die Errichtung einer Amateursternwarte in Namibia, die allen interessierten Liebhaberastronomen Beobachtungsmöglichkeiten bieten soll, wie sie für einen einzelnen nicht realisierbar sind. Die Mitglieder des Vereins sollen ohne eigenes Teleskop und damit ohne schweres Fluggepäck und ohne großen zusätzlichen finanziellen Aufwand nach Namibia reisen können, um dort zu beobachten - visuell, photographisch, oder mit CCD-Kamera.

Der Verein wurde am 13. November 1999 in das Vereinsregister eingetragen und sechs Wochen später als gemeinnützig anerkannt. Die Autoren dieses Beitrags wurden bei der Vereinsgründung zu seinem Vorstand gewählt.

Der Standort der Sternwarte

Geringe Bewölkung und fehlende Lichtverschmutzung sind nicht die einzigen Qualitäten, die ein Standort für eine Sternwarte aufweisen muss. So erwies sich der etwa 1600m hohe Brukaros im Süden Namibias als untauglich. Astronomen des Smithsonian-Instituts (USA) hatten hier in den 30er Jahren eine Station für Sonnenbeobachtungen betrieben. Häufige Sandstürme trübten den Himmel und die Station musste bald wieder aufgegeben werden.


Abb. 1: Blick vom Farmhaus Hakos. Auf dem Hügel im Vordergrund,
wo sich jetzt noch ehemalige Stallungen befinden, können Teleskope
der IAS aufgestellt werden. Im Hintergrund der Gamsberg.

Ideale astronomische Bedingungen herrschen in den Hakosbergen. Dies ist ein Gebirgszug, der in etwa 150km Entfernung zur Atlantikküste das südwestafrikanische, durchweg 1500-1800m hoch gelegene Hochland nach Westen begrenzt. Er weist mehrere Gipfel mit mehr als 2000m Höhe über N.N. auf, der höchste Gipfel ist der 2347m hohe Gamsberg.

Westlich der Hakosberge fällt das Land stetig zur Küste hin ab. Der Gamsberg war ursprünglich als Standort einer Südsternwarte des Max-Planck-Institutes für Astronomie in Betracht gezogen worden (s. Hans Elsässer: „Gamsberg, was nun?“, SuW 39, 121 [2-3/2000]).

Meteorologische Messungen und photometrische Beobachtungen mit einem 50-cm-Teleskop, die in den vergangenen 30 Jahren gewonnen wurden, zeigen, dass der Gamsberg aus astronomischer Sicht ein idealer Standort ist: Im Durchschnitt kann man hier mit etwa 220 wolkenlosen Nächten in einem Jahr rechnen. Die Schwächung des Sternenlichtes durch Verunreinigungen der Atmosphäre beträgt selten mehr als 5%, oft weniger als 2%. Das Seeing schwankt um eine Bogensekunde, ist also genauso gut wie in La Silla, einem der beiden Standorte der Europäischen Südsternwarte in Chile. Nur auf dem Paranal, dem Standort des Very Large Telescope, wurden noch etwas bessere Werte gemessen. Damit ist klar: Der Gamsberg ist, astronomisch gesehen, einer der besten Beobachtungsplätze der Welt!

Der Gamsberg würde sich demnach in idealer Weise als Standort der geplanten IAS-Sternwarte eignen. Doch gegenwärtig ist er nur auf einer sehr steilen provisorischen Straße zu erreichen, auf der Baumaterial nur in kleinen Portionen hochgeschafft werden kann. Bau und Betrieb einer Sternwarte auf dem Gamsberg würden daher wesentlich höhere finanzielle Mittel erfordern, als ein gut erreichbarer Standort in seiner unmittelbaren Nähe.

Hierfür bietet sich die Gästefarm Hakos an, die bis zu 17 Gäste beherbergen kann. Sie liegt 1830m über dem Meeresspiegel, in Sichtweite des Gamsbergs, 17km Luftlinie von ihm entfernt.


Abb. 2: Die Strichspuren um den Himmelssüdpol zeigen, dass die
Sterne sich auf Hakos dem Horizont nähern, ohne dabei merk-
lich schwächer zu werden. (Beide Aufnahmen: Martin Quaiser)

Eigentümer der Farm ist Walter Straube, der sie zusammen mit seiner Tochter Waltraud bewirtschaftet. Walter Straube war 25 Jahre für die Station des MPIA auf dem Gamsberg tätig und ist dadurch mit Astronomen und ihren Bedürfnissen bestens vertraut. Unserem Projekt, auf Hakos eine Sternwarte zu errichten, stehen Vater und Tochter Straube mit viel Sympathie gegenüber.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass auf Hakos schon seit Jahren eine kleine Sternwarte mit abfahrbarem Dach vorhanden ist. Darin befindet sich ein Celestron 8 auf einer äußerst stabilen Zeiss-Montierung, die aber leider keinen Deklinationsmotor besitzt und daher für die Astrophotographie nur bedingt geeignet ist. Daneben gibt es noch stabile Säulen mit Anschlussmöglichkeiten für die verbreiteten GP/GPDX-Montierungen von Vixen (s. Sebastian Voltmer: „Astro-Urlaub auf der Farm Hakos in Namibia“, SuW 38, 994 [11/1999]).

Einen bestens geeigneten Platz für die Aufstellung vereinseigener Teleskope gibt es etwa 200m vom Farmgebäude entfernt. Nahe genug also, dass man ihn auch nachts problemlos zu Fuß erreichen kann. Andererseits ist er so weit vom Farmgebäude entfernt, dass die nächtlichen Sterngucker unbehelligt von den „nicht-astronomischen“ Gästen auf der Farm ihrer Arbeit nachgehen können. Der Platz liegt auf einer kleinen Anhöhe (siehe Abb. 1), was den nächtlichen Temperaturabfall vermindert, und bietet einen 360°-Rundblick. Der Horizont ist niedrig, er liegt in keiner Richtung höher als 5°.

Was wurde bisher erreicht?

Mehrere Mitglieder waren inzwischen in Namibia, um den Gamsberg und seine Umgebung kennenzulernen. 1998 haben einige von uns über einen Zeitraum von zwei Wochen vergleichende Seeingmessungen auf dem Gamsberg und auf Hakos durchgeführt. Obwohl dieser Zeitraum nur kurz war, so hatte sich doch gezeigt, dass auf Hakos häufig sehr gutes Seeing anzutreffen ist. Allerdings ist zu erwarten, dass die atmosphärische Extinktion auf dem Gamsberg etwas geringer und gleichmäßiger ist als im Unterland.

Aber dennoch konnte auf Hakos in vielen Nächten die Milchstraße bis zum Horizont verfolgt werden. Und wenn das Milchstraßenzentrum im Zenit stand, leuchtete es so hell, dass man einen Schattenwurf beobachten konnte! Fast in jeder Nacht erlebten wir den Auf- und Untergang der Sterne so, als würden sie an- und ausgeschaltet wie eine Lampe! Dies demonstriert Abb. 2 sehr eindrucksvoll!

Aktuelle Projekte

Ausblick

Durch die IAS wird es den Amateurastronomen erstmals ermöglicht, mit Teleskopen bis zu 80cm Öffnung den Südsternhimmel zu beobachten. Das Celestron 14 wird voraussichtlich beim Erscheinen dieses Heftes auf Hakos in Betrieb sein. Wie aus dem erwähnten Beitrag von Hans Elsässer hervorgeht, ist das Gamsberg-Plateau nach wie vor im Besitz der Max-Planck-Gesellschaft. Wir hoffen, in Absprache mit dem Heidelberger MPI für Astronomie, eines oder zwei der beschriebenen größeren Projekte der IAS auf dem Gamsberg realisieren zu können. Diese werden dann an einem der besten Beobachtungsplätze stehen und zu den attraktivsten für Amateure zugänglichen Instrumenten der Welt gehören.

Die Mitgliedschaft in der IAS steht allen interessierten Sternfreunden offen, Anfängern wie „alten Hasen“. Interessenten können sich melden in der Geschäftsstelle des Vereins:

K.-L. Bath
Geranienstraße 2
D-79312 Emmendingen
oder unter der E-mail-Adresse: Geschaeftsstelle@ias-observatory.org
Homepage: http://www.ias-observatory.org


Dieser Artikel wurde veröffentlicht in:
- Sterne und Weltraum 39 [4/2000] S. 182ff
- Mitteilungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft Namibia 41 [10-12/2000] S. 25ff


Anmerkung von uns (Farm Hakos):